Sind niedergelassene Ärzte risikoscheu?

Der Digitalisierung im Gesundheitswesen steht die Ärzteschaft gespalten gegenüber – während Klinikärzte sie klar bejahen, zeigen ihre ambulanten Kollegen große Skepsis.

Der Digitalisierungszug rollt auch in der ärztlichen Versorgung unaufhaltsam voran. Davon zeugen elektronische Gesundheitsakte und Videosprechstunde, das digitale Rezept (ab Januar 2022) und behandlungs- oder präventionsbegleitende Smartphone-Apps.

Beim zuletzt pandemiebedingt beschleunigten Tempo der Digitalisierung wollen allerdings nicht alle Ärzte mitgehen, insbesondere die niedergelassenen. Von ihnen sehen nur 53 Prozent in der aktuellen technologischen Entwicklung vor allem Chancen, 39 Prozent betonen eher die Risiken. Bei den in Krankenhäusern tätigen Ärzten beträgt das Verhältnis 86 zu 10.

Eine divergierende Offenheit gegenüber der Digitalisierung lässt sich auch zwischen den Geschlechtern konstatieren: Während nur 63 Prozent der männlichen Ärzte jene bejahen, sind es 74 Prozent der weiblichen. Als vorhersehbar lässt sich einstufen, dass die jüngere Medizinergeneration (bis 45 Jahre) mit 88 Prozent deutlich digitalisierungsfreundlicher eingestellt ist als ihre älteren Kollegen mit 55 Prozent.

Treue zum Fax ungebrochen
Bei diesem gemischten Gesamtbild stellt es keine Überraschung dar, dass noch 22 Prozent der Ärzte in der Kommunikation mit Arztpraxen vornehmlich auf das Fax setzen. Nur 5 Prozent vertrauen auf das Medium E-Mail.

Infolge der Pandemie hat die Videosprechstunde dagegen deutlich an Akzeptanz gewonnen. Boten zuvor nur 6 Prozent der Ärzte diese digitale Konsultationsform an, sind es nun 17 Prozent. Und das scheint längst nicht das Ende der Fahnenstange zu sein, denn weitere 40 Prozent liebäugeln mit einem entsprechenden Angebot.

Die Zahlen entstammen einer Umfrage, die im November 2020 im Auftrag des Hartmannbunds und des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde. Die Gesamtteilnehmerzahl beläuft sich auf 528.